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Den folgenden Tag verbringe ich lesend bei den Hütten an der Laguna Verde, bade in heißen Quellen auf 4.500 m und fahre abends mit dem Bus zurück nach San Pedro.

Heiße Quellen

In San Pedro treffe ich Steffen Welsch, einen Thüringer der sich als Bergführer mit seiner chilenischen Frau hier niedergelassen hat und vereinbare mit ihm den Llullaillaco zu besteigen. Er wohnt in einem schönen Haus in der Oase etwas außerhalb des Orts.

Welschs Haus

Hier verbringe ich zwei Tage bevor wir den Pickup mit 150 l Diesel und 150 l Wasser beladen und in Richtung Süden aufbrechen. Zuerst führt die Straße an der großen Salzfläche des Salar de Atacama entlang. Es handelt sich um ehemaligen Meeresboden der durch die Kräfte der Tektonik gehoben wurde und trocken gefallen ist. Die Oberfläche ist von Salzkrusten überzogen, an manchen Stellen dringt Wasser durch die harten Schichten, sogenannte Augen, da sie hellblau bis türkis schillern. Es ist eine phaszinierende, lebensfeindliche und unwirkliche Landschaft.

Salar de Atacama

Den Salar durchqueren wir auf einer topfebenen Salzpiste. Am südlichen Ende befindet sich eine der größten Lithiumminen der Welt. Weiter südlich schließt sich der Salar de Punta Negra an, bevor es über unmarkierte Pisten in den Nationalpark geht. Wir verfahren uns prompt. Hier scheint seit Jahren keiner mehr durchgekommen zu sein. An einer Pumpstation der Escondita Mine füllen wir nochmals das Wasserfass auf.

Llullaillaco (6.739 m)

Abends erreichen wir das Refugio Llullaillaco und sind erstaunt, eine Kompanie mit 117 Soldaten der chilenischen Armee zu treffen. Aber wir werden freundlich empfangen und zum Essen eingeladen. Das Abendessen ist lecker und ich greife dankend zu. Nachts kann ich mit vollem Magen lange nicht einschlafen. Am nächsten Morgen lassen sie uns den Vortritt und wir fahren weiter, um den leichtesten Zustieg auf der Westseite zu finden.

Llullaillaco Nationalpark

Büßereis

Auf 5.100 m will der Toyota Hilux nicht mehr weiterfahren, zu steil ist Hang. So laden wir ab und machen uns zu Fuß auf den Weiterweg. Wir kommen an vier bis fünf Meter hohen Büßereisfeldern und kilometerlangen erkalteten Lavaströmen vorbei. Abends bauen das Zelt auf 6.000 m in einer windgeschützten Mulde auf. In der Ferne sind die Lichter der Mine Escondita zu sehen. Selbst im Zelt wird schnell sehr kalt, wir kochen noch etwas Tee und essen ein wenig, mein Appetit hält sich in Grenzen. Die halbe Nacht liege ich frierend wach, für -15°C ist mein Schlafsack einfach zu dünn.

Am nächsten Morgen fällt mir das Aufstehen schwer. Meine Füsse und Hände wollen nicht warm werden, so entscheiden wir uns trotz des guten Wetter auf 6.300 m zur Umkehr. Schade, ich habe die Kälte unterschätzt und möchte nicht Erfrierungen riskieren, obwohl es nur noch 400 Höhenmeter und maximal drei Stunden zum Gipfel wären.

Gefrorener See auf 6.300 m

Blick vom Llallaillaco auf den Salar de Punta Negra

In 30 Minuten sind wir zurück am Zelt, zwei Stunden später beim Auto und von dort geht es zurück nach San Pedro.

Am nächsten Tag buche ich eine Jeeptour mit Colque über das bolivianische Hochland und durch den Salar de Uyuni. Mein Fahrrad wird nach Uyuni vorausgeschickt. Den letzten Abend in Chile verbringe ich mit den neuen Freunden in einer netten Kneipe bis spät in die Nacht.

Laguna Verde (Bolivien)

Früh am nächsten Morgen fahre ich wieder mit dem Bus über die bolivianische Grenze zur Laguna Verde. Dort gibt es ein freudiges Hallo mit den Hüttenleuten und ein großes Essen. Danach steige ich mit fünf anderen Reisenden in einen alten Toyota Landcruiser mit Ziel Uyuni. Es geht durch die Wüste, an bunten Lagunen mit tausenden farbenprächtigen Flamingos, an Geysiren und heißen Quellen vorbei. Am höchsten Punkt holt uns die sommerliche Regenzeit ein. Die Wolken kommen von Osten aus dem Amazonastiefland über den Altiplano und bald stehen wir auf 5.000 m im dichten Nebel und es fängt an zu schneien. Aus der Erde dampft es und in dunklen Löchern kocht blubbernd stinkender Matsch, eine surreal unheimliche und lebensfeindliche Welt. Die Piste ist pappig und sehr sandig, Ortschaften gibt es keine, nur Hüttenansammlungen, die als Verpflegungsstationen der Tourenanbieter dienen und über 100 km auseinander liegen. Keine der Pisten ist in irgendeiner Karte eingezeichnet, doch der Fahrer scheint jedes Schlagloch zu kennen. Wir übernachten in einer einfachen Unterkunft an der Laguna Colorada.

Laguna Colorada

Am zweiten Tag klart das Wetter auf, wir verlassen die Seenwelt der Lagunen und fahren auf tiefen, sandigen Pisten in Richtung Norden. Die Landschaft scheint direkt aus einem Gemälde von Salvador Dali zu stammen, so unglaublich sind die Rottöne der Landschaft. Mittagspause machen wir im Schatten des Abre del Pietra. Dem einzigen Baum weit und breit. Und bleiben auf dem Weiterweg beinah in den Salzsümpfen vor San Jose stecken, der Allradantrieb des Landcruisers hatte seinen Betrieb schon vor langer Zeit eingestellt.

Abre del Pietra

Die Nacht verbringen wir in Chuvica, das am westlichen Ufer des Salar de Uyuni liegt. Colque hat dort ein neues Hotel erstellt, hier gibt es sogar Tischtennisplatten. Wir spielen bis tief in die Nacht. Am nächsten Morgen fahren wir auf den Salar de Uyuni. Es handelt sich dabei um eine riesige 12.000 km² große topfebene Salzfläche auf 3.653 m.

Salar de Uyuni

Die Salzschichten sind bis zu 30 m dick und tragen problemlos Autos oder LKWs. Aus der blendendweißen Salzfläche ragen einzelne Inseln heraus, wie auf einem "normalen" See. Wir machen auf der Isla del Incahuasi zwischen 12 m hohen Kakteen Mittagspause.

Isla del Incahuasi

Am östliche Rand des Salar steht das Hotel aus Salz

Salzabbau

Abends erreichen wir Uyuni, eine Kleinstadt auf dem Altiplano, in der es nur von 17 bis 22 Uhr Strom gibt. Es ist Markttag in der Stadt und auf den Straßen blüht das Leben. Trotzdem bin ich froh, einen Platz im Nachtbus nach La Paz zu ergattern.

Uyuni

Busfahrten in Bolivien sind völlig anders als in Chile. Der Bus stammt aus den 60er Jahren und hat eine Wattiefe von über 1 m. Die Piste nach La Paz ist über weite Strecken überflutet. Der Bus schwimmt langsam durch die dunkle Nacht. In einem kleinen Ort ist Pause, danach hupt der Fahrer kurz, wartet jedoch nicht bis alle Fahrgäste wieder an Bord sind, sondern fährt einfach weiter. Für 190 km nach Oruro braucht der Bus sieben Stunden. Ich bin froh nicht mit dem Rad unterwegs zu sein.

Früh am nächsten Morgen erreiche ich La Paz. Die Hauptstadt Boliviens. Überall sind Straßensperren und schwer bewaffnete Polizisten stehen an jeder Kreuzung. In der letzten Woche gab es Tote bei Schießereien zwischen Polizei und Armee. Spannung liegt in der Luft, aber es bleibt ruhig. Irgendwo demonstrieren Arbeiterfrauen, die wissen wollen, wo ihre Männer und Söhne geblieben sind. Ich finde ein modernes Hotel mitten in der Stadt. Und habe vom 5. Stock einen guten Ausblick über den Kessel von La Paz. Die Stadt liegt am Hang. Der Flughafen in El Alto befindet sich auf 4.050 m und von dort führt die Stadtautobahn über 1.000 m bergab bis zum unteren Ende.

Ich nutze den nächsten Tag, um mir die Stadt anzusehen und ein paar Einkäufe zu erledigen. Was nicht ganz einfach ist, da alle Märkte nach Warengruppen sortiert sind, und ich zuerst den richtigen finden muss.

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