Seite: 1 | 2 | 3 | 4

26.3.2007 Aqaba (Jordanien) - Eilat (Israel) - Nuweiba (Ägypten) 95 km 1000 Hm

Morgens frühstücken wir gemütlich in der Sonne vor dem Hotel zwei Falafel. Es gibt keine bessere Radfahrernahrung für einen langen Tag auf der Straße. Im zweiten Anlauf kaufen wir Bustickets für die Rückfahrt von Aqaba nach Amman und kämpfen uns10 km gegen stürmischen Wind zum Grenzübergang nach Israel. Auf beiden Seiten gibt es beängstigende Sicherheitsanlagen, ich komme mir vor als ob ich Besuch in einem Hochsicherheitsgefängnis machen würde. Die Ausreise aus Jordanien geht schnell und problemlos vonstatten. Auf der israelischen Seite werden wir überraschend von Grenzbeamtinnen empfangen, die auch die Fahrräder durch die Röntgengeräte schieben. An der Passkontrolle müssen wir zwei Stunden warten, da mein Pass mit pakistanischen Visum verdächtig ist. Die Wartezeit verbringen wir mit zwei Sachsen aus Leipzig, deren jemenitisches Visum überprüfenswert ist. Die Zeit nutze ich, um Antrieb zu reinigen, das Knirschen geht mir seit der Wüstenetappe auf die Nerven.

Eilat ist eine andere Welt, am Strand steht dicht gedrängt ein Hotel neben dem anderen, es sind Unmengen Menschen (Frauen und Männer) auf der Straße, die Autofahrer fahren viel aggressiver als auf der anderen Seite. Es gibt Shopping Malls, Kneipen und einen Club Med. Am Strand tummeln sich Beach Bums und Taucher haben ihre Zelte aufgebaut. Wir werden von Taxifahrerinnen angehupt und auf den Bürgersteigen flanieren braun gebrannte Mädels im Bikini. Wir fühlen uns mit einem Schlag nach Südkalifornien versetzt. 43 Minuten später stehen wir am Grenzübergang nach Ägypten. 10 Euro Ausreisesteuer ärmer und der hektischen Frage, ob wir mit Fahrrädern überhaupt die Grenz überqueren dürfen, kommen wir an den ägyptischen Grenzposten. Hier werden wir korrekt abgefertigt, mit einem Vierzehntagevisum für die Sinaihalbinsel versorgt und sind 30 Minuten später auf dem Weg in Richtung Nuweiba.

Es ist schon 15 Uhr als wir Taba verlassen und wir haben noch 70 km vor uns. Aber der Nordwind schiebt uns gnädig über die Berge und riesige Schwemmfächer. Das Landesinnere ist völlig kahl und auf der Küstenstraße herrscht wenig Verkehr. Was für ein Gegensatz zum Leben und der Hektik auf der anderen Seite der Grenze.

Bucht am Roten Meer

Nach den Bombenanschlägen in Dahab 2006 sind viele Touristen ausgeblieben, die meisten Hotelanlagen stehen in der Vorsaison leer oder sind Bauruinen, die während der Boomzeit Ende der 1990er Jahre begonnen wurden. Wenige Buchten sind noch so unberührt wie die auf dem Bild.

Im letzten Abendlicht erreichen wir Nuweiba und finden ein ruhiges Bungalow in einer schönen Ferienanlage ein paar Kilometer weiter am Strand. Zum Abendessen gehen wir in den Ort, der in besseren Zeiten angelegt wurde, die gesamte Infrastruktur scheint zwei bis drei Nummern zu groß. Dr. Shishkebab wird unsere Stammkneipe, mit gutem - auch vegetarischem - Essen und einer netten Atmosphäre.

27.3.2007 Nuweiba 16 km 0 Hm

Die Beine sind müde, so verbringen wir einen Ruhetag lesend am Strand und schnorchelnd am Korallenriff.

28.3.2007 Nuweiba - Katharinenkloster - Mount Sinai

Früh brechen wir mit einem 30 Jahre alten Peugeot 504 Taxi zum Katharinenkloster auf. Für 120 km und 1600 Hm fehlte uns einfach die Zeit. Die grandiose Strecke durch die gebirgige Wüste des Sinais wäre auf jeden Fall eine Fahrt mit dem Rad wert gewesen. Zumal zahlreiche Felsen am Wegesrand zum Bouldern einladen. Leider ist der Sandstein relativ weich.

Wüste im Sinai

Das Katharinenkloster ist eines der ältesten Klöster der Christenheit. Pilger kamen seit dem 4. Jahrhundert an diesen heiligen Ort. Das Kloster wurde im 6. Jahrhundert an der Stelle gegründet, wo Moses den brennenden Rosenbusch gesehen hat. Durch seine isolierte Lage und den Schutz Mohammeds gehört das Katharinenkloster zu den wenigen Klöstern, die nie zerstört wurden. Die Öffnungszeiten sind stark eingeschränkt, da relativ viele Tagestouristen mit Bustouren von Sharm el Sheik und Dahab kommen. Überrascht haben uns viele osteuropäischer Pilger, die Reliquienanbetung und die umfangreiche Bibliothek. Deren Schätze dank der trockenen Luft über Jahrhunderte bestens erhalten geblieben sind.

Katharinenkloster

Innenhof des Katharinenklosters

Hinter dem Kloster beginnt der Weg zum Berg Sinai (2285 m). In vielen Serpentinen und an genügend Erfrischungsständen vorbei wandert man auf den Gipfel, auf dem Moses gemäß des alten Testaments die zehn Gebote empfangen hat. Auf dem Gipfel befindet sich eine orthodoxe Kapelle und eine Moschee. Wir genießen die Stille und die überwältigende Aussicht fast alleine. Und sind froh nicht mit hundert anderen den Sonnenaufgang abwarten zu müssen. Denn die Nächte hier oben sind im März erschreckend kalt. Für den Abstieg wählen wir die 3750 Stufen, die ein Mönch aus Buße angelegt hat. Von hier kann man die verletzliche Lage des Klosters erst richtig einschätzen.

Kapelle auf dem Berg Sinai

29.3.2007 Nuweiba - Aqaba

Überfahrt mit der langsamen Fähre von Nuweiba zurück nach Aqaba.

Im Hafen von Nuweiba

30.3.2007 Aqaba - Amman - Madaba 40 km 300 Hm

Fahrt von Aqaba mit einem modernen Bus von Aqaba nach Amman. 340 km kosten reisekassenfreundliche 5,50 JD (6,- Euro). Die letzte Etappe von Amman nach Madaba ist relativ entspannt, trotz endloser Autokolonnen die die Stadt verlassen. Die ersten 5 km müssen wir auf dem Seitenstreifen der Autobahn benutzen, was aber niemanden so richtig stört.

Wie grün die Landschaft ist, wissen wir nach einer Woche in der Wüste erst so richtig zu schätzen. Die Straßenränder sind mit Freitagsausflüglern besetzt, überall wird gegrillt und die Kinder spielen Fußball. Wir genießen noch ein letztes Abendessen in Madaba und beziehen ein neues Zimmer im Mariam, dem besten Hotel des Urlaubs. Am nächsten Morgen geht es mit Royal Jordanian zurück nach Deutschland. Bei unserer Ankunft in Frankfurt scheint die Sonne und die Bäume blühen. Was eine unvergessliche Reise.

Seite: 1 | 2 | 3 | 4